von Ehrenfried Conta Gromberg

Eine Stiftung sollte sich nicht alleine auf Kapitalerträge stützen. Das ist die Erkenntnis der letzten, schmerzvollen Jahre. Doch wie können Sie den eigenen Horizont erweitern? Wie erwirtschaftet Ihre Stiftung genug Geld, um Ihren bisherigen oder den in Zukunft gewünschten Betrieb zu finanzieren? Dies sind Fragen an das eigene Geschäftsmodell. Die Frage stellt sich aber sehr unterschiedlich. Stiftung ist nicht gleich Stiftung. Stiftungen haben sogar sehr unterschiedliche Geschäftsmodelle. Für diesen Artikel haben wir die Stiftungen vereinfacht in vier Klassen eingeteilt und dann 8 Fragen für Stiftungs-Geschäftsmodelle abgeleitet. Vielleicht ein Anstoß, an der einen oder anderen Stelle in neue Richtungen zu schauen.

Unternehmens-Stiftungen

Nach wie vor gibt es in Deutschland Stiftungen, die das Geldmarkt-Problem nicht erreicht. Diesen Stiftungen gehört ein Unternehmen (oder große Teile davon). Die Körber-Stiftung, die Bertelsmann Stiftung oder die Cornelsen Stiftung seien als Beispiele genannt. Auch diese Stiftungen haben im Kapitalstock rücklaufende Erträge. Aber die gehaltenen Unternehmensanteile sind die eigentliche Geldquelle. Ihr Geschäftsmodell ist quasi um eine Etage nach unten verschoben. Das Profit-Center dieser Stiftungen ist eine normale Profit-Firma. Diesen Stiftungen geht es erst dann schlecht, wenn es ihrer Firma schlecht geht. Fundraising ist für diese Stiftungen meist kein Thema.
Frage 1: Warum sollten Unternehmensstiftungen nicht auch andere Bereiche aufbauen? Sie hätten die Mittel dazu. Die Füllhorn-Theorie „Wir geben weg und das Geld kommt nach“ kann optimiert  werden.
Frage 2: Wenn Ihre Stiftung bisher kein eigenes Unternehmen besitzt, wie können Sie ein ganzes Unternehmen fundraisen? Was müssen Sie tun, um ein komplettes Unternehmen übertragen zu bekommen?

Mittlere-Kapitalstock-Stiftungen

Den zweiten Typ nennen wir bei Spendwerk „Kapitalstock-Stiftungen“. Das Geschäftsmodell dieser Stiftungen besteht daraus, Renditen aus breit angelegtem Kapital zu erhalten und dann auszugeben. Es gibt drei Klassen davon: Großer Kapitalstock. Sichtbarer Kapitalstock. Minimaler Kapitalstock. Stiftungen mit wirklich großem Vermögen lassen wir einmal außen vor. Es sind wenige und sie haben diverse Möglichkeiten. Stiftungen mit minimalem Kapital behandeln wir unter „Fundraising-Stiftungen“ und „Steuerkopf-Stiftungen“. Bleiben für diesen Abschnitt Stiftungen mit einem sichtbaren, aber nicht großen Vermögen.
Ein Stifter legt z.B. 5 Millionen Euro in eine Stiftung ein. Diese werden klassisch angelegt. Seit der Anstiftung ist das Kapital kaum gewachsen. Diese Stiftung hat im heutigen Kapitalmarkt Probleme. Das Geschäftsmodell „Geld gebiert neues Geld“ stottert. Mittel brechen weg, Projekte sind gefährdet.
Frage 3: Können Sie Teile Ihrer Arbeit operativ neu aufstellen? Stiftungen, die der „Kapitalstock-Falle“ entgehen wollen, stellen in der Regel Leistungsbereiche auf, um operative Arbeit zu finanzieren. Die passende Frage dazu lautet: Können Sie Ihr Geschäftsmodell erweitern und Wirkung über andere Geldquellen finanzieren lassen?
Frage 4: Gibt es für Sie die Möglichkeit, Ihr Fundraising neu auszurichten? Haben Sie bereits eine Vermögensspender-Strategie? Können Sie Ihre Arbeit für Zustifter öffnen? Haben Sie schon über Capital Campaigns nachgedacht? Welche Türen haben Sie für vermögende Menschen, die kein Geld mehr in bankverwaltete Fonds oder Rentenpapiere legen wollen?

Fundraising-Stiftungen

Fundraising Stiftungen werden als „Beiboote“ neben einer an sich gut laufenden Organisation aufgebaut. Das Ziel ist oft, Großspender besser betreuen zu können.
Frage 5: Was ist das Ziel Ihrer Stiftung? Häufig ist dies nicht klar formuliert. Ist es die Erhöhung des Kapitalstocks durch Zustiftungen, also eine Sonderrolle, oder das gesamte Fundraising? Und in welche Art von Vermögen sammeln Sie eigentlich? Für eine Fundraising-Stiftung gelten alle Aspekte der Frage 4, besonders aber der Punkt: Welche Türen haben Sie für vermögende Menschen, die kein Geld mehr in von Banken verwaltete Fonds oder Rentenpapiere legen wollen?
Frage 6: Ziel und Geschichte hängen zusammen. Was ist die Story Ihrer Beiboot-Stiftung? Ist sie die Geschichts-Erzählerin der Hauptorganisation (dann kommt sie häufig der normalen Öffentlichkeitsarbeit in die Quere) oder erzählt sie eine eigene Geschichte? Faustformel: Klarheit in Geschäftsmodellen braucht eine klare Arbeitsteilung in der Story.

Steuerkopf-Stiftungen

Steuerkopf-Stiftungen sind in Bezug auf das Geschäftsmodell am vielfältigsten. Hier steuert die Stiftung die gesamte Organisation, bestehend aus verschiedenen Rechtskörpern. So wurde 2010 die Stiftung Elsterwerk als Holdingkopf über ein aus einem Verein gewachsenes Cluster von Lebenshilfe-Werkstätten gesetzt. Die Stiftung wurde Eigentümerin der gesamten bestehenden Betriebe. Die neue Struktur ist hier zu sehen.
Steuerkopf-Stiftungen können auf drei verschiedenen Ebenen Geschäftsmodelle implementieren:
a) Fundraising als Stiftung
b) Aufbau operativer Betriebe, um den Zweck zu erfüllen
c) Profit Center, um Vermögen zu verwalten und Gewinn zu erzielen
Eine recht moderne Konstruktion einer Steuerkopf-Stiftung ist die millionways Stiftung. Sie ist die Steuer-Stiftung und alleiniger Inhaber einer Profit-AG, die wiederum zum Ziel hat, normale GmbHs als Profit-Center aufzubauen.
Frage 7: Sind Sie eine Steuerkopf-Stiftung? Haben Sie bisher nur verwaltet? Fragen Sie sich, ob Sie zusätzlich ein übergeordnetes Fundraising aufbauen können. Beschäftigen Sie sich z.B. mit Capital Campaigns oder Großspenderstrategien.
Frage 8: Sind Sie bisher eine reine Kapitalstock-Stiftung? Fragen Sie sich, ob Sie eine Steuerkopf-Stiftung werden können. Welche Betriebe können Sie unter sich aufbauen, die sich anders finanzieren?