Eine kurze Systematik
Buchrezension von Ehrenfried Conta Gromberg
Derk H. Schönfeld
Fundraising bei Unternehmen
Zusammenarbeit von Hochschule und Wirtschaft
Lemmens Medien, Bonn 2009
Softcover 64 Seiten 25,00 EUR
ISBN 978-3-932306-95-2
Ein Buch von einer Hochschule für Hochschulen
Das Buch von Derk H. Schönfeld ist mit etwas weniger als 60 Seiten fast eine Broschüre. Der Titel „Fundraising bei Unternehmen“ führt in die Irre, wenn der Untertitel nicht mitgelesen wird: „Zusammenarbeit von Hochschule und Wirtschaft“. Das Thema des Buches: Fundraising, Unternehmensbeziehungen und die Erschließung neuer finanzieller Ressourcen für Hochschulen.
Beziehungsmarketing an Stelle von Fundraising?
Die Praxis der Universität Bremen ist interessant, die ihre Fundraisingabteilung nicht Fundraisingabteilung nennt, sondern „Unternehmensbeziehungen / Marketing“. Derk H. Schönfeld dazu: „Wir wollen bewusst das Wort Fundraising nicht auf unseren Visitenkarten stehen haben, da die Unternehmen sonst von Anfang an nur an Spenden denken.“
Das ist ein spannender Ansatz, der uns den Begriff Sozialmarketing wieder näher an das Herz legt. Derek H. Schönfeld ringt in seinem Buch aber durchaus um das Verständnis von Fundraising für Hochschulen. So gesehen stimmt der Titel dann als Buch für Kollegen.
Wie beteiligen sich Unternehmen an der Finanzierung einer Hochschule?
Derk H. Schönfeld ist im besagten Bereich „Unternehmensbeziehungen / Marketing“ der Universität Bremen tätig und sein Anliegen ist es, zu klären, wann sich Unternehmen an der Finanzierung einer Hochschule beteiligen. Es geht also ausschließlich um das Fundraising von Hochschulen und dort fast ausschließlich um die Frage, wie Unternehmen Geld in eine Universität einbringen.
Systematik für das Fundraising auf 3 Ebenen
Dazu schafft er sich eine eigene Systematik. Unter dem Stichwort Fundraising gliedert er drei Hauptbereiche:
– Spenden (gemeint sind ausschließlich Unternehmensspenden)
– Sponsoring
– Kooperative Forschung
Rückgang der philanthropischen Unternehmensspenden
Wer sich nun vorstellt, dass im Bereich Spenden übliche Fundraisingpraxis schlummert, wird sich von diesem Vorurteil verabschieden müssen. Denn der Bereich „Spenden“ wird wiederum auseinandergezogen in die beiden Unterbereiche:
– Philantrophische Spenden von Unternehmen
– Spenden von Unternehmen, die ein Ziel verfolgen
Derk H. Schönfeld geht zu Beginn seines Buches davon aus, dass immer weniger Unternehmen philantrophisch geben. Von daher zielen auch im Bereich Spenden die meisten seiner Vorschläge in Austauschbeziehungen, die die ökonomischen Interessen der Firmen im Auge behalten. Issue-Congurence (Firmen engagieren sich dort, wo ihr Geschäftsinteresse liegt) und Cause related Marketing sind nur zwei Stichworte dazu.
Systematik für Unternehmensbeziehungen
Spannend wird es im letzten Drittel des Buches, wo er eine Matrix vorschlägt, welche Art von Projekten (an Inhalt und Finanzierungshöhen gemessen) in welche der drei Schubladen passt. Dass hier langlaufende Beziehungen eine Hauptrolle bekommen und Kooperative Forschung das Flaggschiff im Reportoire, wird schnell deutlich. Um dies herauszuarbeiten, erarbeitet Derk H. Schönfeld zu Beginn des Buches grundlegende Zusammenhänge wie z.B. Stakeholder- und Shareholderschaft.
Fazit
Grundlegende Gedanken, wie man als Hochschule Unternehmen ansprechen kann. Für alle Hochschulfundraiser lesenswert. Für andere Fundraiser dann nützlich, wenn sie sich Gedanken über Unternehmenskooperationen machen.
Zu hinterfragen ist, wo Derk H. Schönfeld der philanthropischen Spende von Privatleuten einen Platz einräumt. Das ist der blinde Fleck in seinem Buch. Auch stimmt die Aussage in der Buchankündigung: „ … (er) erarbeitet praxisorientierte Handlungsansätze“ so nicht ganz. Er klärt die drei Systemfelder für sich, geht aber nur die ersten Schritte auf eine praktische Ebene. Von daher kein „How to do“ Buch. Bestimmt aber ein Buch, um den eigenen Standpunkt zu hinterfragen.