von Ehrenfried Conta Gromberg

Der Dritte Sektor wähnt sich unter sich und debattiert neue Fundraising-Strategien, die ja meist Spenderstrategien sind. Wären da am Horizont nicht einige Wolken zu sehen.

Was kommt 2013 auf uns zu?
Was bringt die neue Wetterfront?
Bringt sie Regen oder Sonne?

Auf jeden Fall ziehen Winde auf, die einiges durcheinanderwirbeln werden.
Und das wird Zeit.

Wir wagen einmal eine Prognose für 2013

Was ist das Thema, das uns im kommenden Jahr im Fundraising und Sozialmarketing beschäftigen sollte? Wir haben ein Thema gefunden, das wir bei Spendwerk im Auge behalten werden. Wir sehen uns dies an einer kleinen exemplarischen Streiftour durch drei Städte an: München, Berlin, Hamburg.
Starten wir in München.

 
München
2010 ist es eigentlich schon passiert. Vier Universitäten schließen sich zu einer Allianz zusammen und gründen die  Social Entrepreneurship Akademie.
Die neue Akademie gibt Impulse und rüttelt an den Denkmodellen (sagen wir ruhig Geschäftsmodellen) des Dritten Sektors und hüpft dabei fröhlich über Grenzen.
Schauen wir zum Beispiel in die Orientierungs-Startup Liste, entdeckt man unter den aufgeführten Social Entrepreneurship Startups auch reinrassige Profit-Plattformen wie z.B. WHATCHADO (Ein Internet Startup, der die Art der Firmenpräsentationen für BewerberInnen durch eine neue, persönlichere Art von Videovorstellungen ändert. Spannend, sympathisch, nicht gemeinnützig).
Wer glaubt, dass dies einfach nur daher kommt, weil die Münchner Unis mit ihrer techniklastigen Denke (immerhin ist die TU München dabei) einfach auch normale Startups als „social“ bezeichnen, denkt falsch. Dies ist kein einmaliger „Ausrutscher“. Hier werden die Planquadrate „social“ anders verstanden und gesetzt. „Sozial“ ist hier die Herangehensweise und keine Schublade in der Abgabenordnung.
 
Berlin
Das gleiche Phänomen entdeckten wir im Oktober in Berlin. Auf dem Entrepreneurship Summit stehen auf der Bühne ohne Scheu Profit- und Social-Startups nebeneinander. Die Trennung zwischen dem ersten, zweiten und dritten Sektor ist hier für zwei Tage gefallen und wird von vielen so nicht mehr gedacht.
Professor Faltin ruft im gleichen Forum dazu auf, dass Berlin das neue „Florenz“ wird. Ein Renaissance-Format mit ausdrücklichem Willen, die Grenzen zu überschreiten. Und das fängt schon damit an, dass die Stiftung Entrepreneurship eine gemeinnützige Stiftung ist, die eigentlich die Gründung normaler Firmen fördert …
Nun gut, das ist der Süden und die Hauptstadt der Republik. Betrifft das auch den Rest der Welt? Um die Ausrede zu nehmen, dass es hier um punktuelle Betrachtungsweisen geht, nehmen wir noch eine Stichprobe im kühlen Norden. In der Heimatstadt von Spendwerk.
 
Hamburg
Mit  millionways.org startet aktuell aus Berlin eine Stiftung, deren Ursprung und Vordenker aber aus der Hansestadt Hamburg kommen. Eine Stiftung, die unter sich eine Profit AG als Holding-Kopf geschoben hat, um Menschen zu ermöglichen ihr Leben zu leben, ihr Potential zu entfalten und damit (auch) Geld zu verdienen, die wiederum normale GmbHs gründen. Dass das Ganze Programm hat, sieht man in der Selbstvorstellung:
„Auch wenn sich millionways als offene Bewegung versteht braucht es Organisationen, durch welche die einzelnen Menschen an der Wirtschaft und den Projekten kollektiv teilhaben können. Dafür werden die millionways Stiftung sowie die millionways AG gegründet. Die millionways AG gehört vollständig und dauerhaft der millionways Stiftung. millionways versteht sich damit als erste Helping Profit Organization“ (Quelle: Selbstvorstellung millionways Dez 2012)
Helping Profit Organization. Ein herrlich doppeldeutiger Claim. Ist es eine Profit AG, die hilft? Oder hilft millionways, Profit Organizations aufzubauen? Oder vielleicht beides 🙂

Was hat das mit dem Dritten Sektor zu tun?

Zu dieser Stunde noch nicht zu viel. Noch ist das Wetter in vielen Bereichen des dritten Sektors unverändert. Aber es kündigt sich im Bereich der Geschäftsmodelle ein Klimawandel an. Denken Sie im Fundraising künftig nicht nur an Spendengelder, sondern verstärkt an andere (soziale) Geschäftsmodelle wie es uns diese Beispiele vormachen.
Unsere Beobachtungen stützen die Spendwerk These: Das Feld im Sozialmarketing wird breiter, bunter und eröffnet neue spannende Möglichkeiten. Wir tippen daher für 2013 auf mehr Sonne als Regen.