Fallbeispiel für Charity Kundenbindung eines deutschen Engländers
von Ehrenfried Conta Gromberg
Das Bild unten zeigt ein ursprünglich in Hand geschriebenes und mit einigen Bleistiftlinien gezeichnetes DIN A4 Blatt. Ich habe es für Sie gerettet. Eigentlich wollte es sein Besitzer sofort nach Gebrauch – sehr britisch und bescheiden – vernichten.

Was erzählt uns dieses Blatt Papier?
Dieses Blatt Papier ist ein schönes Beispiel dafür, wie
a) Philanthrophie viele Gesichter hat,
b) regionale Organisationen in der Region überholen,
c) Charity etwas mit Kundenbindung zu tun hat.
Die Geschichte hinter dem Kästchenblatt
Derek B. ist Engländer, der in Deutschland sesshaft wurde. Er betreibt in Buchholz eine feine English-School. In kleinen Gruppen oder im Einzelunterricht übt er mit Deutschen englische Konversation. It´s very british.
Im Dezember hat Derek B. einige kleine Weihnachtsrituale in seiner English-School etabliert. Zum einen gibt es in der Woche vor Weihnachten besondere Einheiten mit Plätzchen, (englischem) Tee bis hin zu (englischen) Weihnachtsliedern.
Weihnachtsritual Kunden-Spendenparlament
Zusätzlich es gibt es in der English School vor Weihnachten eine eigene hausgemachte Form eines kleinen Kunden-Spendenparlaments.
Und das funktioniert so:
Derek B. gibt Anfang Dezember bekannt, dass er zu Weihnachten eine bestimmte Summe seiner Einnahmen an caritative Organisationen spenden wird. Das besondere daran: Seine Schüler dürfen darüber abstimmen, wer das Geld bekommt.
Dazu wird an die Ausgangstür des Klassenzimmers der besagte Zettel gehängt. Derek B. nennt darauf 6 Organisationen, zwischen denen gewählt werden kann. In der Woche vor dem 24. setzt jeder der Schüler beim Hinausgehen sein Kreuz. Anschließend wird der zur Verfügung stehende Betrag entsprechend im Verhältnis geteilt. So simpel und sympathisch.
Beobachtung 1: Regional schläg überregional
Es treten in diesem kleinen Spendenparlament gegeneinander an:

  • 3 regionale Organisationen
  • 3 überregionale Organisationen

Hier das Ergebnis in der Reihenfolge der Gewinner
Bürgerstiftung Hospiz Nordheide: X X X X X X X X X X X X X X X X X
KKI Kinderkrebshilfe: X X X X X X X X X
Ärzte ohne Grenzen: X X X X X X X
Save the Children: X X X X
Tierheim Buchholz*: X
Dt. Welthungerhilfe: 0
Gut zu sehen: In unserem Fallbeispiel gewinnen im regionalen Umfeld die regionalen Organisationen.
An der Spitze steht das örtliche Hospiz, gefolgt von der regionalen Kinderkrebshilfe (www.kki-buchholz.de). Dann erst kommten zwei große, bundesweit agierende Organisationen. Und die Welthungerhilfe geht sogar leer aus.
*) Das schlechte Ergebnis für das Tierheim Buchholz ist erklärbar: Das lokale Tierheim hat in den letzten Jahren, eine Geschichte mit einer Reihe von Meldungen hinter sich, die bei Spendern Unsicherheit auslösten. Es hat also nicht einen so konstanten und guten Ruf, wie die beiden anderen regionalen Organisationen.
Kein Zufall
Wer das Ergebnis für Zufall hält (geringe statistische Basis), dem sei gesagt, dass sich dieses Ergebnis in der English School in Bucholz seit jetzt 8 Jahren immer wieder bestätigt. Trotz des Wechsels von Schülern und auch dem Austausch der einen oder anderen Organisation.
Fazit
Unser Fallbeispiel zeigt wieder einmal: Im regionalen Umfeld haben regionale Organisationen ihre Chance, wenn sie sich gut aufstellen und konstant gute Ergebnisse bringen.
Beobachtung 2: Philanthrophie ins Leben einbetten
Das Beispiel von Derek B. zeigt, das in England etwas weiter verbreitet ist als in Deutschland: Charity gehört in einer unaufdringlichen aber selbstverständlichen Art dazu. Von daher geben wir diese Idee einfach weiter. Als Beispiel für andere. Wer als Fundraiser professionell darüber nachdenkt, könnte darin aber auch ein Modell entdecken, welches für die eine oder andere Firma interessant ist. Die Kunden sagen, wohin die Spenden fließen. Dies ist eine Form von Kundenbindung, die Beziehungen vertieft und gut ankommt.