Interview mit Daniel Pichert von Ehrenfried Conta Gromberg

Daniel Pichert arbeitet als Fundraising-Berater und Coach in Berlin unter anderem für die Europaberatung Berlin. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Mitarbeit erschien jetzt von ihm ein sehr praxisorientiertes Buch, das davon handelt, wie man einen guten Fördermittel-Antrag schreibt.

Literaturtipp

Daniel Pichert
Erfolgreich Fördermittel einwerben
Tipps und Tricks für das Schreiben von Projektanträgen
Herausgegeben von der Stiftung Mitarbeit
Bonn 2011
Preis 10 Euro

Das Interview

Herr Pichert, Ihr Buch „Erfolgreich Fördermittel einwerben“ beleuchtet alle Aspekte rund um die Erstellung des Projektantrags. Warum hat der Projektantrag einen solchen Stellenwert?
Ich bin Fördermittel- und Fundraising-Berater. Aus meiner Praxis kenne ich folgende Situation: Eine Non-Profit-Organisation will Fördermittel einwerben. Dazu muss Sie einen Antrag schreiben, mit dem sie sich bei der fördernden Einrichtung bewirbt. Viele Menschen wissen überhaupt nicht, wie man dabei vorgeht, und wie wichtig ein überzeugend gestalteter Antrag ist. Das ist wie eine Bewerbung – und wenn die nicht gut ist, dann gibt es auch keine Fördermittel. Das Buch verrät, was einen guten Fördermittel-Antrag auszeichnet und wie man ihn schreibt.
Sie schreiben in Ihrem Buch über viele kleine und größere Fehler, die bei einem Förderantrag gemacht werden können. Was ist Ihrer Meinung nach der am häufigsten gemachte Fehler bei der Beantragung von Fördermitteln?
Ganz klar: Die Zeitplanung. Fast alle Organisationen unterschätzen den zeitlichen Aufwand für das Schreiben des Antrags. Eine halbe Millionen Euro kann man nicht beantragen, indem man nebenbei ein paar Formulare ausfüllt – oder ein paar Tage vor der Abgabefrist anfängt, sich über ein Konzept Gedanken zu machen. Interessanterweise denken das viele Menschen.
Sie arbeiten unter anderem für die Europaberatung Berlin, haben also viel Erfahrung mit europäischen Fördermitteln. Was unterscheidet Ihrer Meinung nach das Vorgehen bei „innerdeutschen“ Fördermitteln und europäischen?
Ein Beispiel: Viele europäische Töpfe fördern die Kooperation über Ländergrenzen hinweg. Europäische Bürgerinnen und Bürger sollen reisen, sich begegnen, voneinander lernen. Organisationen in Europa sollen zusammenarbeiten. Deswegen ist die Förderung europäisch! Aus diesem Grund muss man bei EU-Anträgen einen sogenannten europäischen Mehrwert beschreiben. Der wird sehr genau geprüft.
Es heißt häufig, dass kleine Organisationen es schwer haben, europäische Fördermittel zu bekommen. Stimmt das? Worauf müssen kleine Organisationen besonders achten?
Das Vorurteil stimmt nicht ganz. Wir unterstützen insbesondere kleine Organisationen beim EU-Fundraising und sind damit sehr erfolgreich. Aber tatsächlich müssen kleinere Organisationen besondere Herausforderungen bewältigen. Es ist zum Beispiel manchmal schwierig, eine lokale EU-Förderung einzuwerben, und genau das wünschen sich viele kleine Organisationen.
Gegenfrage: Wie steht es mit großen Organisationen? Haben diese bessere Chancen? Worauf sollten bekannte Organisationen achten?
Für große Organisationen ist es leichter, die formalen Anforderungen für größere EU-Projekte zu erfüllen. Wie sich eine Organisation anstellt, ist aber weniger eine Frage der Größe als eine Frage der Motivation. Letztlich ist das Entscheidende: Habe ich eine Projektidee, die überzeugend ist? Passt die Idee zum Förderprogramm? Und: Kann ich ein Projektkonzept präsentieren, das die Menschen begeistert?
Was war Ihr schönster Erfolg im Zusammenhang mit einem Förderantrag?
Ich habe einmal eine Vegetarierorganisation in letzter Minute bei einem Projektantrag unterstützt. Das lief alles über Telefon und E-Mail, wir konnten uns gar nicht mehr persönlich treffen. Ein paar Wochen später stand plötzlich eine Mitarbeiterin mit einem kleinen Präsentkorb vor der Tür. Die nächsten Tage gab es dann vegetarische Salami auf dem Pausenbrot. Es ist toll, wenn Leute Danke sagen. Und: der Antrag wurde bewilligt.
Vielen Dank für das Interview!