Einige unverbindliche Gedanken als Nachgang zum diesjährigen Fundraisingkongress
von Ehrenfried Conta Gromberg
Der Fundraisingkongress 2011 in Fulda war wieder einmal schön. Wir waren gerne da und haben Fulda genossen. Die Verleihung des Fundraisingpreises an das Ehepaar Fischer war für uns einer der Höhepunkte. Von daher Dank für all die Arbeit, auch an den Vorstand des Verbandes, vieles davon ehrenamtlich eingebracht.
Wir fuhren aber auch mit einem unguten Gefühl nach Hause. Niemand spricht es offen aus, aber das Erfolgsmodell von früher ist vorbei. Die Zahlen des Kongresses stagnieren, ja sie sinken sogar und bis dato haben wir keine Idee gehört, die uns glauben lässt, dass sich dieser Trend ändern wird. Einige Beobachtungen auf den Kongress haben unsere Sorgen eher verstärkt.
Könnte es am Geschäftsmodell liegen?
Einige unserer Beobachtungen in Fulda:
– Häufiger hören wir klagen über die Höhe des Preises für den Kongress
– Viele Organisationen senden nur noch eine Person, nicht mehrere wie früher
– Eine ganze Reihe Fundraiser und Fundraiserinnen mit langjähriger Berufserfahrung kommen gar nicht mehr oder nur noch alle drei Jahre
– Das Programm war in Ordnung, aber nicht genial
– Wichtige Kontroversen oder Innovationen wurden gar nicht diskutiert
Für wen ist der Kongress?
Netzwerker, wie wir es sind, nehmen nur selten am Programm teil. Die Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen sind wichtiger und füllen fast die ganze Zeit. Für Kaffee-Trinken auf den Fluren ist der Preis aber dann doch happig. Auf den Fluren war deshalb zu hören: Können wir ein Netzwerk-Treffen nicht auch günstiger organisieren? Und die Fundraiser kleiner Organisationen können sich den Kongress kaum leisten. Dies alles führt zu einer Stagnation der Zahl der Teilnehmer.
Stimmt das ursprüngliche Geschäftskonzept noch?
Der Kongress ist natürlich immer noch der Treff der Branche. Das Wort „noch“ sollte aber zu denken geben. Stimmt das Geschäftsmodell des Kongresses für die nächsten Jahre? Welchen Nutzen schafft der Kongress noch für die Fundraiser und Fundraiserinnen? Wird es nicht endlich Zeit zu erkennen, dass sich die Berufsgruppe in den letzten 20 Jahren stark gewandelt hat – vom Einzelkämpfer und Generalisten zu gut ausgebildeten Spezialisten, die sich in immer kleineren Zirkeln treffen? Welche Auswirkungen hat das für den Kongress?
Einige Gedanken zu einem neuen Geschäftsmodell
1. Klarer Fokus auf den Nutzen
Verschiedene Gruppen haben unterschiedliche Erwartungen an einen Kongress. Welche Nutzen sollen bedient werden? Ist es noch notwendig, in immer wieder den gleichen Workshops den Aufbau von Mailings durchzudeklinieren? Macht es Sinn, Seminare für Spezialisten anzubieten, die nur für wenige interessant sind? Kommen Führungskräfte, weil es Messer-und-Gabel-Kurse gibt? Hier scheint es notwendig zu sein, den Kongress noch einmal neu zu positionieren und zu überlegen, wer die Zielgruppe ist, die sich auf dem Kongress treffen soll.
2. Mut zur Kontroverse
Obwohl wir uns alle mögen und uns gut verstehen: Kontroversen sind das Salz in der Suppe. Und Kontroversen gibt es im Fundraising allemal. Nicht nur, dass wir uns über ethisch problematische Praktiken (von Haustürwerbung bis zum Mailing) auseinandersetzen können. Auch andere Fragen sind spannend: Von der Siegel-Problematik, über Vergütungsmodelle (Sinn und Unsinn von Provisionen) bis hin zur Kritik an Patenschaften. Und dann die Frage, was Spenden auf dieser Welt wirklich anrichten. Alles spannende Themen, die nur darauf warten, aufgegriffen zu werden. Das ist alles weit spannender als die ewigen „Agentur + Organisation präsentieren eine Fallstudie“ Seminare.
3. Relevante Informationen für Profis
Warum kommen die Profis immer seltener? Weil es für sie keine Angebote gibt. So fehlen Studien auf dem Kongress fast vollständig. Gesucht wird dabei nicht die bekannte Verkaufsveranstaltung eines Marktforschungs-Instituts, sondern die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Fundraising, Spenden und Geben. Denn wenn der Kongress hier nicht aufpasst, suchen sich diese Diskurse andere Orte. Der Prozess ist schon im Gang.
4. Neue Zielgruppen
Fundraising mehr ist als nur Spenden. Wir stehen in der Gefahr, die gesamte Szene der Social Entrepreneurs und innovativer Finanzierungskonzepte an andere zu verlieren. Auch mit der re:campaign ist ein Format entstanden, die für Fundraiser interessant ist. Allerdings werden hier junge Menschen angesprochen, die wir bisher auf dem Fundraising-Kongress selten gesehen haben.
5. Preis-Leistungs-Verhältnis
Last but not least geht es natürlich auch um den Preis. Dieser hängt mit der Zielgruppe und dem Nutzen zusammen. Zunächst der nicht ganz ernst gemeinte Vorschlag der „Flurkarte mit Kaffee-Flat“. Wie wäre es tatsächlich mit einer Spezial-Karte für Netzwerker? Kein Zugang zu Workshops und Seminaren, dafür aber: Eröffnung, Key-Notes und Gala. Das natürlicher günstiger als die Vollbuchung. Dann würde der Kongress der zentrale Event des Networkings. Und allen Überlegungen für alternative Veranstaltungsformate wäre der Boden entzogen. Die Tageskarte ist hier nicht die Lösung. Kein Netzwerker kommt nur für einen Tag.
Oder wie ist es mit attraktiven Gruppenangeboten? Ziel wäre es, pro Organisation die Anzahl der Teilnehmer im Minimum zu verdoppeln. Der erste zahlt den vollen Preis. Der zweite 20 Prozent weniger. Der dritte noch einmal 20 Prozent usw. Der fünfte Teilnehmer einer Organisation zahlt insgesamt nur noch 20 Prozent. Und der sechste? Gratis. For Free.
Wie wäre es mit einer Einsteiger-Karte zum ermäßigten Preis (2 Jahre nach Abgang von der Fundraising-Akademie voller Zugang zum halben Preis)? Oder wie ist es mit einer Studenten-Karte?
Das wären einige Möglichkeiten, Teilnehmerinnen und Teilnehmer zurückzugewinnen bzw. neu in die Branche einzuführen.
Kosmetik allein reicht nicht
Wir glauben nicht daran, dass der Umzug nach Berlin viel ändern wird. Wir halten diesen Umzug für eine richtige Entscheidung. Aber es wird an der Schwäche des Kongresses nichts ändern. Wir stellen die grundsätzliche Frage an das Geschäftsmodell. Wenn das Geschäftsmodell nicht mehr stimmt, ist alles andere nur Beiwerk und führt nicht zwangsläufig zu besseren Ergebnissen.
Auch einzelne Innovationen wie die Table Sessions (gelungen, Lob an SWOP), können das Problem leider nicht lösen. Denn die sind immer nur so gut wie das Geschäftsmodell, in welches sie eingepasst sind.
Kommentare gewünscht
Dies sind unverbindliche Gedanken in aller Sympathie für den Kongress. Sicher sind wir uns: Das Geschäftsmodell muss reformiert und erweitert werden. Da das Internet ein guter Ort ist, Gedanken zusammenzubringen, würden wir uns über viele farbige Ideen und mutige Vorschläge freuen. So wie Wikipedia “Beat Jimmy” ausrief (siehe Artikel zur Wikipedia Herbstkampagne) starten wir hiermit den “Beat the Congress”. Das Alte durch das Bessere ablösen. Schreiben Sie!
Jawohl, ihr habt mit Eurem Artikel zum FR Kongress 100% Recht. Ich habe mich längst mit den Füßen (und dem Bauch) entschieden: Ich war die letzten Male nicht
mehr dabei. Zu teuer, zu uninnovativ. Und das Wichtigste: zu wenig SPIRIT!!
Und dann soll ich auch noch für einen Tisch bezahlen, wenn ich ein Thema zur Diskussion anbieten möchte? Absurd. Möge ein Relaunch gelingen 🙂
Alles Gute von Euren Kollegen aus Frankfurt & Stuttgart
Hallo Herr Conta Gromberg,
dass der Kongress reformiert und erweitert werden muss ist auch uns klar und es ist auch unser erklärtes Ziel!
Wir freuen uns über den Ideenaustausch und sind auch gespannt auf mutige Vorschläge.
Das Alte durch das Bessere ablösen? Genau! Deshalb haben wir auch z.B. bewusst auf (Soft-Skill-)Seminare verzichtet, die keinen klaren Fundraisingbezug haben. Das kann man an jeder VHS erlernen und braucht keinen FR-Kongress dafür.
Dennoch zeigt das Feedback von Teilnehmern oder potentiellen Teilnehmern, dass es gewünscht wird. Wie immer gehen die Meinungen hier weit auseinander.
Hallo Herr Viest,
was verstehen Sie denn genau unter SPIRIT? Wünschen Sie sich die vorgeschlagenen Themen (Social Entrepreneurship und innovativer Finanzierungskonzepte, Siegel-Problematik, Vergütungsmodelle (Sinn und Unsinn von Provisionen), Kritik an Patenschaften und der Frage, was Spenden auf dieser Welt wirklich anrichten)?
Oder ist es etwas ganz anderes? 🙂
Und zu den Tischen: Referenten des Call for Papers haben nichts für einen Tisch bezahlt, im Gegenteil: eine kostenfreie Teilnahme erhalten. Dienstleister, die sich präsentieren wollen, müssen natürlich für diese Werbeleistung zahlen. Dass Werbeleistungen bezahlt werden müssen, ist normal und natürlich subventionieren sie auch die Teilnehmergebühren, welche sonst wesentlich höher sein müssten.
Viele Grüße
Katrin Taepke
PS: Dies ist lediglich meine persönliche Meinung zu dem Thema und ist nicht Sprachrohr des Verbandes oder Vorstandes, denn für diesen könnte ich ohne Abstimmung natürlich nicht sprechen 🙂
Hallo zusammen,
einige Gedankensplitter dazu:
– Verglichen mit dem letztjährigen Internat. FR-Kongreß in den NL ist der deutsche Kongreß sehr uninspiriert und „egozentriert“ auf die dt. Szene. Fundraising in Deutschland wirkt auf mich immer mehr wie „Verwaltungshandeln“ und weniger als gestaltende Kraft.
– Seit Jahren die immer gleichen Agenturen und teilweise Vorträge/Vortragende(n). Neues wird versprochen, doch nur alter Wein wird serviert … Großspender als Bsp.
– Wo bleiben die inspirierenden Sessions von Leuten, die eine Mission haben? In den NL fand ich die …
– Der Preis ist für das Programm schon kräftig. Ich komme daher auch nur noch alle 2 Jahre.
– Wo blieben die internationalen Referenten? Das Salz in der Suppe fehlte!
– Für „Feld-Wald-Wiesen“-Allround-Fundraiser/innen fehlten die Programmpunkte fast durchgängig. Ich sehe diese hochgradige Spezialisierung nur in sehr wenigen NGOs. Das Gros der Mitglieder im Verband besteht doch aus (fast) Einzelkämpfern.
– Relativ wenige Agenturen in D. bedienen recht viele NGOs. Das sieht man an den Mailings, den sich wiederholenden Materialkonzepten und den immer gleichen Rezepten. Echte Innovation findet nur im Ausland, besonders in GB, statt. Daher sind die Vorträge aus dem Inland auch oft so stagnierend.
– Selbstverliebt werden Themen präsentiert, doch der Bezug auf eine klare FR-Strategie fehlt! Hobbys präsentieren ist nett, aber so mancher Vortrag weckt den Eindruck, dass Geld nicht wirklich benötigt wird.
– Die Plenumsvorträge waren aber schön …!
– Die Preisvergabe-Choreografie entwickelt sich …!
– Mein Fazit: Das Programm sollte mehr von Leuten entworfen werden, welche als „Allrounder/in“ tätig sind. Bei aller Web 2.0-Euphorie – Fundraising findet (noch) zumeist woanders statt. Der Programmbeirat sollte diesbezüglich deutlich umbestellt werden!
Grüße
Kai Dörfner
Hallo Frau Taepke,
ich bin gespannt auf den Kongress in Berlin 2012.
Der Artikel bezieht sich auf Fulda 2011. Als Berater haben Kai Fischer und ich unsere Meta-Brille aufgesetzt und den wunden Punkt benannt: Das ist das Geschäfts-Modell. Es stimmt nicht mehr. Zumindestens nicht mehr in allen Details.
Es hat einmal gestimmt. Der Kongress war das Sammel-Becken der FundraiserInnen in Deutschland zu einem Zeitpunkt als dieser Beruf sich selbst „entdeckte“. Das war eine wichtige Funktion. Auch ich verdanke dem Kongress in diesen frühen Tagen viel. Diese allgemeine Findungsphase „Was ist Fundraising?“ ist aber seit geraumer Zeit vorbei.
Inzwischen stehen viele verschiedene Gruppen nebeneinander und brauchen spezielle Nahrung. Dazu kommt ein Generations-Wechsel. Ich gebe Ihnen recht: Nahrung ist zum Teil Geschmacks-Sache. Aber nur zum Teil. Jedes gute Restaurant hat ein Geschäftskonzept. Dort beneide ich Sie in Ihrer Aufgabe als Mit-Koch des Kongresses nicht.
Wäre der Kongress mit der wachsenden Bedeutung des Sozialmarketings in Deutschland mitgewachsen, wäre er heute größer. Von daher würde ich mir an Ihrer Stelle z.B. die Frage stellen: Was ist eine Strategie, die mit hoher Wahrscheinlichkeit die Teilnehmerzahlen verdoppelt? Also Flucht nach vorne 😉 Dort sehe ich die Stellschraube „Inhalte / Angebot“ (was für wen?) und die Stellschraube „Preis-Leistung“ (also neue Angebots-Pakete).
Moin Moin,
vielen Dank für den Anlass zu einer öffentlichen Diskussion über die Weiterentwicklung des Deutschen Fundraising Kongresses, an der ich mich gerne beteiligte. Übrigens insgesamt freut mich der ansprechende Internet-Schwerpunkt zum Newsletter-Jubiläum sehr.
Was unterscheidet den Kongress von anderen Konferenzen und Fundraising-Veranstaltungen? Gerade weil die Teilnahme aus Kostengründen nicht allen zugänglich ist und weil die Auswahl der Referenten sich an hohen Standards orientiert, findet sich einmal im Jahr die Führungsebene des Fundrasings zusammen. Das ist ein Vorteil dieses Geschäftsmodells – bei anderen Konferenzen ist das Netzwerken und ist die Akquise nicht vergleichbar erfolgreich, oder?
Mit der Auswahl an Themen und Referenten bin ich persönlich sehr zufrieden. Ich habe selbst zweimal in Workshops gesessen, die meinem Interesse nach längerem Zuhören und Beisitzen nicht mehr entsprachen und bin rausgegangen. Schön, dass der Kongress auch dafür die entsprechenden Rahmenbedingungen mit informellen Sitzecken und Getränken bietet.
Aus diesen Gründen finde ich das Geschäftsmodell nicht generell überholt, freue mich aber über die Veränderungen und hoffe, dass das die Diskussion hier und an anderen Orten zu weiteren Verbesserungen führt. Vielen Dank, Frau Taepke, dass Sie hier mitdiskutieren und Interesse an der Kritik zeigen.
@Kai Dörfner: Den Spirit-Vergleich zum Internationalen Fundraising Kongress finde ich nicht ganz richtig. Auch in Noordwijkerhout waren die Impule sehr egozentriert oder? Auf jeden Fall wussten die Niederländer die technischen Möglichkeiten gut und erschöpfend einzusetzen. Das hätte ich mir in Fulda ebenfalls gewünscht.
@Kai Dörfner: Das Thema „Web2.0“ empfand ich weder als überdurchschnittlich präsent noch als „euphorisiert“. Es gab drei Tagesseminare und es gab einen von sechs Slots für Vorträge. Die Vorträge waren gar nicht spezialisiert, sondern alle sehr auf Grundlagen-Niveau und damit eben auch für Allrounder zugänglich. Der große Zulauf von Interessierten zeigt, dass der Programmbeirat hier richtige Entscheidungen getroffen hat.
@Ehrenfried Conta Gromberg: In ihrem Kommentar haben Sie die zwei relevanten Stellschrauben nochmal deutlicher gemacht. Entweder man optimiert das Geschäftsmodell bei gleichbleibender Zielsetzung oder man verändert die Zielsetzung (und damit Zielgruppe) des Kongresses. Beides empfinde ich als denkbar und bin gespannt auf die weitere Diskussion.
Einen schönen Sonntag in die Runde,
Jörg Eisfeld-Reschke
Hallo Allerseits,
vielen Dank für die Eröffnung der Diskussion auch gerade rund um das Thema Zielgruppen und Preisgestaltung. Gerade bei der Preisgestaltung fand ich dieses Jahr die Stipendien einen guten Schritt. Mehrere Fundraiser einer Organisation die Teilnahme zu ermöglichen finde ich eine gute Idee um den Charakter des Betriebsausfluges wieder herzustellen und neuen Mitarbeitern die Teilnahme zu ermöglichen.
:: Social Media vs. Online-Fundraising
Das Thema Online-Marketing war dieses Jahr viel präsenter. Aber selbst als bekennender Social Media Mensch war mir der Fokus zu sehr auf Social Media, SMS und Online-Anlasspenden. Hier fehlten die Grundlagen wie Online-Strategien, E-Mail Marketing und Fundraising auf der eigenen Website. Gerne würde ich hier auch Inputs aus dem Profit-Online-Marketing sehen.
:: Formate die Diskussion erlauben
Viele Fundraiser kommen nicht zum Kongress um etwas konkretes zu lernen, sondern um sich auszutauschen. Hier wäre es interessant, mehr Diskussionsveranstaltungen zu haben, bei denen nur ein kurzer Input gegeben wird und anschließend Diskussion und Austausch unter den Teilnehmern im kleinen Kreis stattfinden kann. Das wäre sicher auch eine Möglichkeit die Arbeitskreise des Verbandes mehr einzubeziehen. Zwar war dies zum Teil dieses Jahr angedacht, dennoch hat kaum ein Vortragender mehr als fünf Minuten Diskussion ermöglicht.
:: Einsteiger, Fortgeschrittene, Profis
Ich halte die grundsätzliche Einteilung der Sessions in Einsteiger, Fortgeschrittene, Profis wie sie im letzten Jahr betrieben wurde für sehr wünschenswert. Allerdings gab es nichts, was mich 2010 mehr enttäuschte. Hier hat die Selbsteinschätzung der Referenten sichtlich nicht funktioniert.
Wünschenswert wäre es insgesamt, mehr Sessions durch eine proaktive Ansprache guter Referenten zu besetzten und weniger auf den Call for Papers zu achten. Dies würde natürlich mehr Aufwand durch „scouting“ bedeuten, es könnte aber den Teilnehmern die Auswahl der Seminare erleichtern. Natürlich müssen proaktiv ausgewählte Referenten auch bezahlt werden, während dies bei der Aggregation von Referenten aus den Teilnehmern nicht geschieht.
Mit besten Grüßen
Jona Hölderle
Gern gebe ich hier meine eigene Entscheidungsfindung zu „Teilnahme am FR-Kongress: Ja/Nein“ wieder.
Die Themen waren für mich zu unspezifisch. Mein Interessensgebiet wird zunehmend die Fundraisingberatung von Sozialunternehmern. Das entspricht meinen Stärken.
Wichtig war mir dennoch, persönliche Gespräche mit Kollegen führen zu können. Ich mag meine Kollegen ja.
Zum Teil hatten wir uns im Vorfeld schon zum Empfang der FR Akademie verabredet. Und das war´s.
Ob ich deswegen 2012 wieder zum Kongress fahre, weiß ich noch nicht, vielleicht finde ich auch andere Wege für ein solches persönliches Gespräch.
Für meine eigene Fortbildung jedoch gehe ich z.B. zum Stitungstag oder lese Bücher. Da kann ich tiefer einsteigen.
Hallo Alexandra,
danke für das Outing als „Nichtmehrkommer“ (zumindestens im Jahr 2011). Ein interessantes Outing für jemanden, der sonst sehr gerne auf dem Kongress war.
Meine Frage:
– Wann würdest Du denn wieder kommen?
– Wäre die „Flurkarte mit Kaffee-Flat“ das Angebot?
– Oder was für ein Angebot würde Dich reizen?
Wann würde ich wieder kommen?
Wenn ich diskutieren kann. Ich liebe gemeinsames Nachdenken über Optionen.
Ich mag es, wenn ich sagen kann: Hey, was meint Ihr denn dazu? Und das jenseits von kollegialer Beratung. Für mich ist der andere Standpunkt spannend, ein „Das könnte man auch so sehen“.
Genau das tue ich bei meiner Fachlektüre. Sie ist mein „Das könnte man auch so sehen“. Sie ist kein „So ist es besser“, sondern Erfahrungsaustausch „So hab ich es erlebt“. Deshalb mag ich sie so. Die Ergebnisse meines Nachdenkens halte ich in meinem Blog fest.
Schön wäre es, diesen Erfahrungsaustausch ohne missionarischen Eifer mit echten Menschen aus Fleisch und Blut zu erleben und nicht über Papier und Druckerschwärze.
Meine Regionalgruppe des FR Verbandes bietet mir das nicht, meine Angebote in dieser Richtung ernteten keinen Zuspruch. Das ist auch ok. Dann eben anders.
Guten Morgen,
was doch eindeutig ist: Nach 20 Jahren hat sich das deutsche Fundraising ausdifferenziert: Neben Profis mit Führungsverantwortung in großen Organisationen haben wir Anfänger/innen mit ersten Erfahrungen. Dazwischen Menschen mit, die sich als Netzwerker austauschen wollen und die vielen Einzelkämpfer in den regionalen Organisationen, die ganz andere Probleem haben. Die erste Frage, die zu klären wäre: Für welche Zielgruppe ist der Kongress da? Und dann: Welche Inhalte und Formate sind für wen von Nutzen?
Was wir auch nicht vergessen sollten: Der Kongress ist nicht nur Branchentreffen, sondern vor allen Dingen auch für die Finanzierung des Fundraising Verbands wichtig und muss auch die ökonomischen Interessen seiner Mitglieder bedienen. Mit anderen Worten: Es geht auch um Geld und um die schnelle Verbindung zwischen Dienstleistern und ihren Kunden.
Die Einteilung in verschiedene Levels hilft übrigens nicht wirklich, wenn auch in einem Seminar für Fortgeschrittene Anfänger sitzen.
Und machen wir uns doch nichts vor: In diesem Newsletter werden seit Jahren die Artikel „fünf Schritte zur ersten Million“ am häufigsten angeklickt – auch wenn wir alle wissen, dass es so einfach nicht ist. Aber jede Abkürzung ist irgendwie doch verlockend. Und die 20 goldenen Regeln brechen wieder alle Rekorde …
Ach ja: Und das Fundraising in Deutschland ist eben auch kein Hort der Innovation. Entsprechend sehen wir natürlich immer dieselben Dienstleister mit denselben Konzepten und denselben Kunden. Ändern kann man das nur, wenn man neue Dienstleister mit echten Innovationen beauftragt. Insofern bildet der Kongress natürlich auch das deutsche Fundraising ab – und wir blicken in den Spiegel.
Viele Grüße
Kai Fischer
@Kai Dörfner
Wir überdenken derzeit tatsächlich die Zusammensetzung des Programmbeirates und haben auch schon neue Ideen dazu. Danke auch für Ihre Allrounder-Anregung!
@Ehrenfried Conta Gromberg
„Was ist eine Strategie, die mit hoher Wahrscheinlichkeit die Teilnehmerzahlen verdoppelt?“
“Inhalte / Angebot” -> ja, daran können wir drehen und wie schon eingangs erwähnt, das ist auch unser erklärtes Ziel!
„und die Stellschraube “Preis-Leistung” (also neue Angebots-Pakete)“ -> das ist die schwerste Stellschraube, denn die Preise sind knallhart kalkuliert. Luft ist da derzeit überhaupt nicht!
@Jörg Eisfeld-Reschke
Was genau empfinden Sie denn als denkbar bei den beiden Stellschrauben, die Hr. Comta Gromberg vorgeschlagen hat?
@Jona Hölderle
zum Web 2.0
Danke für die Anregungen hierfür – gerade was die Grundlagen wie Online-Strategien, E-Mail Marketing und Fundraising auf der eigenen Website betreffen.
Genau! Den Input aus dem Profit-Online-Marketing finden wir auch spannend! Gut, dass Sie das ebenfalls vorschlagen. Wir haben im Vorfeld häufig von Bedenken gehört, dass Fundraiser diese Anregungen nicht wünschen bzw. als fachfremd empfinden.
„Viele Fundraiser kommen nicht zum Kongress um etwas konkretes zu lernen, sondern um sich auszutauschen.“
Da haben wir ebenfalls mindestens genauso viele Pro wie Contra Stimmen gehört („doch, der Fundraiser will Wissen aufsaugen“)
Hier wäre es interessant, mehr Diskussionsveranstaltungen zu haben..“
Gegenfrage: Kennen und erleben Sie Fundraiser wirklich als diskussionsfreudige Kongressteilnehmer (nicht in Einzelgesprächen sondern vorm Publikum!)? Stehen sie wirklich gern vor der Masse und verteidigen kontroverse Meinungen?
Allein bei den Siegeldiskussionen hätten wir uns auch mehr Salz gewünscht und was meinen Sie, wie schwierig es war, eine NPO zu finden, die auch öffentlich sagt, dass sie das DZI-Siegel ablehnt? 😉
Zur Referentenauswahl & Selbsteinschätzung und Call for Paper:
Da stimmen wir Ihnen 100%ig zu!
@Alexandra Ripken
Wir danken auch fürs Outen.
Dass heisst, mehr kontroverse Diskussionsrunden? Welche zum Beispiel?
Und übrigens die Table Sessions eigenten sich sehr gut für den Austausch!
@Kai Fischer
Wunderbar, besser hätten wir’s auch nicht sagen können.
Und jetzt bleiben uns folgende Hausaufgaben:
Für welche Zielgruppe ist der Kongress da? Und dann: Welche Inhalte und Formate sind für wen von Nutzen?
das ist der schwierigste Teil, denn die Meinungen gehen hier sehr weit auseinander.
Viele Grüße
Katrin Taepke
@ Alexandra
Diskussion reicht mir als Antwort auch noch nicht. Wie würde das Angebot auf dem Kongress inklusive Preis aussehen müssen?
@Katrin Taepke
Die Lösung kann ich nicht präsentieren. Schließlich habe ich die Frage gestellt 😉
Bei der Stellschraube Preis reicht mir die Aussage nicht. Wenn ein Autohersteller sagt: „Wir haben den Preis für den Mercedes Geländewagen knallhart kalkuliert, da ist keine Luft mehr drin.“ Dann wäre dort die Frage nach dem Geschäftsmodell: Ist der Geländewagen das richtige Angebot? Und wenn ja, kann man ihn auch zu einem anderen Preis bauen? Und wenn man das nicht will: Will man nur die statusorientierten Geländewagenfahrer als Kunden? Das sind alles mögliche Fragen, die zu gänzlich verschiedenen Geschäftsmodellen führen. (Damit will ich nicht gesagt haben, dass der Kongress der Status-Mercedes ist. Das ist nur ein Beispiel…)
Und damit sind wir bei Ihrer wichtigen Frage:
Für wen ist der Kongress da?
Oder soll er da sein?
@Ehrenfried
Ich habe für meine Kongressteilnahme 2010 genau 85,- € bezahlt. Mein DZ habe ich mir mit einer Kollegin geteilt.
Ich bin durchaus bereit, finanziell viel zu investieren. Ein Preis hält mich tendenziell nicht ab. Der Inhalt und damit der Nutzen des Kongresses stimmte für mich nicht.
Ja, die Table-Session waren als Format gut. Hatte sogar selbst eine Bewerbung erwogen, dann aber zurück gezogen. Meine Themen sind nicht vertreten gewesen.
@ Karin Taepke
Die Themen aus meiner Beratung sind „Schnelles, wirksames Fundraising“, „Aus wenig(?) viel machen“, „Stuktur finden“, „Stabilität begründen“.
@Kai
@Ehrenfried
Für wen ist der Kongress da?
Das ist mir auch nicht deutlich!
Ich als freie FR Beraterin fühle mich in Unternehmerkreisen wohl. Egal ob Profit oder Nonprofit. Da gehöre ich hin. Da sind unkonventionelle Menschen mit Tatkraft. Die suche ich, die machen mir Spaß. Die will ich treffen. -Ist bislang mühsam. Ob der Kongress hier Beschleuniger ist oder sein kann? Hab ich bislang noch nicht erlebt. Ich will ihn auch nicht überlasten.
Meine wichtigsten Netzwerke sind Nicht-FR-Netzwerke für mich hier vor Ort. Spezifische FR Netzwerke baue ich mir mehr und mehr auf. Jenseits und komplett unabhängig vom FR Kongress. In diesen Netzwerken tausche ich mich in der beschriebenen Weise über Erfahrungen aus. Nicht einmal im Jahr, sondern dann, wenn wir es jeweils brauchen.
Hallo!
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
@Kai Fischer:
Der FR-Kongress soll Vorzeigeprodukt des Verbandes sein. Okay. Ich bin aus dem Verband ausgetreten, da er aus meiner persönlichen Sicht eben nicht das vertritt, was Fundraising ausmacht. Und zum anderen sehe ich ihn daher auch nicht als Vertretungsorganisation „meines“ Berufsstands. Ob der Kongress den Verband finanziert ist mir daher relativ bis ganz egal. Umso mehr ärgern mich die hohen Preise, die ich dieses Jahr allerdings ja nicht zahlen musste.
:: Zukunft des #dfrk
Ich behaupte, dass die Zukunft des Kongresses eine allgemeine Veränderung im gesellschaftlichen Verbands- und Kongresswesen repräsentiert. Leute, mal ehrlich, um es mit Gunter Dueck zu sagen: Was können wir, was kann ich in unserer/meiner Profession, was man sich nicht mit 3stündiger intensiver Webrecherche aneignen kann? Und all die Dinge, die dann noch übrig bleiben (EQ, Sozialkompetenz, Begeisterungsfähigkeit etc.), kann man auch auf keinem Kongress frontal oder per Seminar vermitteln.
Es fehlen Inputs zur Motivation von Menschen, um gemeinsam gesellschaftliche Veränderung hervorzurufen. Begeisterung für ein Thema, Gemeinschaftssinn, Netzwerken –> Alles ja, aber nicht mehr langfristig im Konferenz- oder Verbandsmodell. Wer bindet sich denn noch so?
Wo wird denn Politik gemacht? Beim Essen, beim Netzwerken etc. Alles ja! Das muss sein. Passiert bei günstigen Barcamps aber auch. Menschen, die Fundraising in Zukunft gestalten werden (10-15-20 Jahre) sind andere Menschen, als aktuell auf unsere Kongresse gehen. Und diese „neuen“ Menschen lassen sicht nicht mehr mit alten Strukturen fassen. Gerade da geht eine Spalte durch die Szene. Sollte beispielsweise tatsächlich nächstes Mal Crowdfunding ein Thema sein, so ist es für die einen ein alter Hut, viele wissen nicht einmal, was dahinter steht.
Auf den inhaltlich recht niederschwelligen Alumnnitreffen der Akademie lerne ich mehr, als auf dem Kongress. Dennoch werde ich auch weiterhin nach Fulda bzw. Berlin fahren, um dabei zu sein. Sollte allerdings die re:campaign nächstes Jahr parallel stattfinden, dann wird die Entscheidung dahingehend ausfallen.
Die Zukunft des Kongresses bzw. der gesamten Szene steckt in neuen inhaltlichen Bereichen. Unsere Szene muss Schnittmengen mit weiteren Szenen erhalten bzw. sich in diese eindenken. So kommt Drive rein. Ein Knödeln im eigenen Saft macht vielleicht Spaß, so lange man die Menschen mag. Inhaltlich bringts nichts.
@Jona: Ich schließe mich Dir an. Bin selber Social Media Mensch und fand es recht lastig, auch wenn ich persönlich damit gut zurecht kam. Es fehlte aber die strategische Ausrichtung. Aber genau das kann man meines Erachtens nicht auf Kongressen lernen.
Letztendlich war der Kongress aber dieses Mal aus meiner Sicht gelungener als die bisher. Ich bin zufrieden nach Hause gefahren, was in den Jahren vorher leider nie der Fall war. Lob an SWOP!
Hoffentlich war’s bis hier nicht zu konfus,
der Kaffee war stark ;-).
Beste Grüße,
Maik Meid
Hallo,
spannende Diskussion mit viele Fäden, die für mich auch zeigt, dass wie unterschiedlich die Anforderungen an einen Fundraising-Kongress sind.
@ Maik Meid: Vom Vorzeige- oder Premienprodukt habe ich nicht gesprochen, sondern auf den Aspekt hingewiesen, dass der Kongress eben auch anderen Interessen genügen muss. Ob jemand Mitglied im Verband ist oder nicht, wird hierbei nichts ändern, solange der Verband Veranstalter des Kongresses ist.
Ein Interesse, welches bisher überhaupt noch nicht diskutiert wurde: Darstellung des Fundraisings gegenüber der Öffentlichkeit und gegenüber dem Politikern und Journalisten. Das war bisher in Fulda kaum möglich, wird aber in Berlin sicherlich ein zentrales Thema sein. Auch dem muss der Kongress genügen.
@Preisdebatte: Aus meiner Sicht ist diese absurd. Wir kommen doch alle aus dem Marketing. Das erste was man dort lernt: Wer über den Preis verkauft, hat schon fast verloren (es sei denn er ist Aldi). Es sollte immer um den Nutzen gehen, dann ist der Preis sekundär. Von daher sollten wir über den Nutzen diskutieren.
Und dann spielt der Preis natürlich für das Geschäftsmodell eine Rolle. Er sorgt halt dafür, dass nicht allzu viele kommen. Das sichert eine gewisse Qualität – es treffen sich Profis, die in dem Feld auch Geld verdienen.
@ Wissenserwerb: Natürlich sitzen wir alle dort in den Seminaren und Workshops in der Hoffnung, den einen Trick zu erfahren, wie man sein eigenes Fundraising verbessern kann. Die meisten Fundraiser/innen stehen auf schnelle Rezepte. Das sehen wir auch an den Zugriffen auf unserer Website.
@ Diskussionen: Wir haben derartig viele Tabus und tun uns in aller Regel auch nicht gerne weh. Deshalb haben wir eine nette Konsenskultur, Konflikte brechen manchmal auf, werden aber eher unter der Decke gehalten. Letztendlich weiß niemand, wann ein Diskussionsbeitrag auf einen selbst zurückfällt.
Unbestreitbar ist die Erfahrung: Diskussionen werden auf dem Kongress nicht genutzt, Kontroversen nicht geschätzt. Die Säle sind meisten leer.
@ Schauen über den Tellerrand. Ja, immer. Aber ich bin mir immer weniger sicher, ob es wirklich sinnvoll ist, im kommerziellen Bereich zu schauen. Zum einen bin ich skeptisch bezüglich der Übertragbarkeit zum anderen sind viele Menschen im kommerziellen Bereich auch nicht weiter als wir. Hier sollten wir etwas selbstbewusster sein.
Was sollten wir uns anschauen? Amazon? Dann höre ich schon das Auditorium: Ja, mit dem Etat … Wir verkaufen aber nichts …
Soweit einige meiner Anmerkungen.
Viele Grüße
Kai Fischer
Zunächst mal Glückwunsch, dass das Thema hier zur Diskussion gestellt wird, bezeichnenderweise nicht vom Fundraising-Verband. Was uns als Sponsor des Kongresses immer wieder wundert ist das Fehlen jedlicher kontroversen Diskussionen, alles ist weichgespält und lieb und brav. Hier treffen sich letztlich jeden Jahr Konkurenten um Spendengelder. Davon ist aber nichts zu spüren.
Um es kunstruktiv zu machen:
Wäre es nicht spannend aus den unterschiedlichen Bereichen (Soziales, Kultur, Sport, Ökologie) Menschen auftreten zu lassen, die aus Ihren Erfahrungen berichten? Die das aber auch rhetorisch können?
Wäre es nicht interessant für alle Beteiligten eine Art „advocatus diaboli“ zu engagieren, der auch mal ruppige Thesen vorträgt. Um ein Beispiel zu geben: Stellen wir uns vor, Wendelin Wedekind käme als Redner, schließlich ist er ein großer Stifter. Er würde mal aus seiner Sicht berichten, wie es um Spenden und Sponsoring in der Wirtschaft wirklich läuft.
Ich möchte auf dem Kongress Menschen erleben, die begeistern können, letztlich müssten es professionelle Motivatoren für das Fundraising und seinen verschiedenen Themen sein.
Hallo Herr Labetzsch,
es freut mich, dass sich mit Ihnen einer der Hauptsponsoren des Kongresses hier an der Diskussion mitbeteiligt.
Zurück zur Kernfrage:
Für wen soll der Kongress in Zukunft da sein?
Für diese Teilnehmer muss das Geschäftskonzept passen.
Vorschlag einer Einteilung:
Die Festlichen
Das sind Teilnehmer, die sich als Fundraiser verstehen und dies auch gemeinsam einmal im Jahr feiern wollen. Ein Angebot dafür: Galaabend.
Die Fortbilder
Sind an Inhalten interessiert. Wollen gute Seminare, Workshops etc. Frage: Müssen wir die „Fortbilder“ in verschiedene Levels aufteilen? Anfänger, Medium, Alte Hasen. Jona Hölderle sagt: Wünschenswert, wenn die Referenten das endlich einhalten. Kai Fischer sagt „No“, weil sich keiner an die Aufteilung hält und die Veranstaltungen doch gemischt besucht werden.
Die Streiter
Diskussionskultur, Diskurse, aktuelle Themen der Szene. Bislang wurde kein Format genannt, dass den „Streitern“ entgegenkommen würde. Nicht mehr gewünscht ist die klassische Podiumsdiskussion mit 4 artigen Fachvertretern.
Die Netzwerker
Wollen gezielt einzelne Gespräche führen. Kollegen treffen, Kooperationen und Projekte anbahnen. Angebot: Flurkarte mit Kaffee-Flat (ich als Teetrinker bitte noch um eine gastronomisch bessere Ausstattung ;-)). Hier könnte der Preis runter.
Die Dienstleister
Sind eine eigene Klasse auf dem Kongress. Werden von den Veranstaltern z.T. als Cash Cows angesehen, von Teilnehmern z.T. als Aussätzige behandelt. Manche sind branchenfremd und verhalten sich auch wie solche. Andere – wie wir – verstehen sich seit Jahren als Fundraiser und normale Teilnehmer und sehen sich als Teil des Kongresses und nicht als „Messeanhang“.
Früherer Versuch
Die Geschäftsführer
Wurden zeitweise besonders behandelt. Der Ansatz hat sich nicht durchgesetzt. Zur Zeit ist der Kongress eher ein Kongress der Abteilungsleiter auf Seiten der Organisations-Fundraiser und der Geschäftsführer auf Seiten der Dienstleister.
Das als ein erster grober Versuch einer Typologie. Sie ist an den Bedürfnissen orientiert. Herr Labetzsch weist dann noch darauf hin, dass die Arten der Organisationen im Programm zu wenig vorkommen. Auf dem Stiftertag sind die Veranstaltungen z.T. stärker an den Fachgruppen orientiert. Ist dies damit gemeint?
@Kai: Beim Geschäftsmodell über den Preis zu argumentieren ist niemals absurd.
A) vergisst Du unser eigentliches Ziel dieses Artikels: Wir wollen günstigere Netzwerker Karten 🙂
B) Marketing besteht daraus, den Preis zu finden, der die höchste Zufriedenheit beim Kunden erzeugt. Und diese Zufriedenheitswaage steht bei einigen Gruppen des Kongresses nicht mehr im Lot.
@ECG: Danke, gute Zusammenfassung!
Das ist ja eine wirklich spannende und konstruktive Diskussion, mein Kompliment an alle hier! Ich habe eine merkwürdige Verbundenheit zum Kongress, die ich nicht mal richtig erklären kann. Deshalb habe ich bisher nur wenige Kongresse seit meinem ersten, der irgendwann vor langer Zeit in Kassel war, ausgelassen, und wenn, dann nicht aus Zorn über zu hohe Preise oder über zu wenig Programm, sondern aus Termingründen. Insoweit gehöre ich wohl bis heute zur Zielgruppe, trotz aller Veränderungen und Kritik auch bei mir über die Jahre. 🙂 Und, vorweg: SWOP hat das prima gemacht, danke dafür.
Trotzdem bemerke ich, dass irgendetwas auseinanderläuft.
Die Konkurrenz: Zunächst mal muss man festhalten, dass der Fundraisingkongress nicht mehr DIE zentrale Veranstaltung für alle Fundraiser ist. Es gibt die regionalen Fundraisingtage, deren Größe manchmal an das heranreicht, was „früher“ ein Fundraisingkongress war. Fachlich sind sie, behaupte ich einfach mal, nicht schlechter, manchmal in Teilen inhaltsgleich. Dazu kommen fachbezogene Einzelveranstaltungen und Workshops, oft von Dienstleistern mit besonderer Erfahrung auf diesem Gebiet angeboten, die spezielle Themen viel gründlicher aufbereiten können, als es jeder Kongress oder jeder Fundraisingtag könnte.
Die Netzwerker: viel Gelegenheit zum Netzwerken, das ist schon lange kein Alleinstellungsmerkmal des Kongresses mehr. Aber zum Netzwerken gehören auch Netzwerker, und besonders viele davon sind eben beim Kongress. Es wäre aus dieser Sicht schön und attraktivitätssteigernd, wenn es noch mehr würden. – Lieber Ehrenfried, die Flurkarte mit Kaffee-Flat wäre auch mein Favorit.
Die Weiterbildung: für mich persönlich eigentlich noch nie das wichtigste Motiv, zum Kongress zu fahren, klappt anderswo oft besser. Das ist aber normal; das derzeitige Kongressformat bietet allenfalls am „Workshop“-Tag Weiterbildungselemente. Die sind aber weniger ausgeprägt und allenfalls ein Seitenaspekt der Gesamtveranstaltung. Eigentlich brauche ich das beim Kongress nicht. Dafür möchte ich bitte einen ganzen Tag mit Tablesessions (von mir zuerst kritisch betrachtet, aber nach getaner Arbeit war ich sehr angetan davon) – das hätte zumindest potentiell mehr Nutzen und könnte auch lehrreicher sein.
Die Kosten: gut, im Vergleich zum Kongress ist die Teilnahme an den anderen Fundraisingveranstaltungen einzeln immer günstiger, rechnet man aber die Gesamtkosten für die Reise, dann relativiert sich das schon wieder. Aber man kann nicht daran vorbei: die erwähnten Konkurrenzveranstaltungen bleiben nicht ohne Auswirkung auf das Preisniveau; das ist dadurch schon statistisch heute nicht mehr da, wo es vor zehn Jahren war. Die Wahrnehmung, dass der Kongress „teuer“ ist, scheint mir folglich heute ausgeprägter zu sein, auch wenn der Preis eigentlich stabil geblieben ist. Das würde ich nicht einfach vom Tisch wischen – zumindest aus Sicht der Organisationen, die das letztlich mit Spendengeldern finanzieren, steigt da auch der Rechtfertigungsdruck. Wenn das im Trend zu noch mehr Dienstleistern und noch weniger Organisationen beim Kongress führen sollte, wäre keinem damit geholfen.
Der Zeitbedarf: Eine Veranstaltung mit einem breiten Spektrum über zwei oder drei zusammenhängende Tage ist hier schnell mal wirtschaftlicher als die Reise zu drei Einzelveranstaltungen, jedenfalls wenn die nicht nahe am Wohnort stattfinden. Das ist sicher ein starkes Argument für einen vergleichsweise umfangreichen Kongress.
Die Teilnehmer: Für Netzwerker liegt der Reiz einer solchen Veranstaltung auch darin, dass man vorher nicht weiß, wen man so treffen wird. Dem entgegen wirkt, dass sich mit den Jahren ein gewisser harter Kern herausbildet, den man immer trifft (und worauf man sich auch freut). Ich nehme schon lange eine gefühlte Verschiebung von Organisationsvertreterinnen in Richtung auf Kolleginnen aus dem Dienstleisterumfeld wahr. Das stört mich als Organisationsvertreter eigentlich wenig, ich denke aber, dass so ein Trend (von dem ich nicht weiß, ob er stimmt, es ist halt gefühlt) die Veranstaltung für viele Dienstleister zunehmend unattraktiv machen würde, wenn man nicht gegensteuert.
Der Umgang miteinander: Ich glaube, ein wesentlicher Reiz früher Kongresse war für alle der völlig offene (und nahezu hierarchiefreie) Umgang miteinander. Über Flops (die Tops erzählen sowieso alle) wurde nicht erst in der Bar nach dem fünften Bier gesprochen, sondern schon beim Kaffee oder gar bei der Präsentation der Fallstudie. Geschäftszahlen wurden offen ausgetauscht, nicht „ganz vertraulich“. Dienstleister warben nicht mit „Psst, ich kann was, womit du deine Konkurrenten abhängen wirst“, sondern mit dem hohen Niveau der eigenen Kompetenz. (Auch hier: das habe ich neben den vorgerückten Momenten in der Bar am stärksten bei den Table Sessions wiedergefunden, noch ein Argument für diese Präsentationsform.) Ihr kennt das: „Quellen-Modell“ gegen „Kuchen-Modell“. Hier die Vorstellung von den noch längst nicht ausgeschöpften Spenden-Quellen, deren Erschließung aber die richtigen Themen und die richtigen Methoden und ein bißchen Pioniergeist benötigt, da die vom nicht erweiterbaren Spenden-Kuchen, um dessen Marktanteile die Fundraiser konkurrieren und mit so viel Pioniergeist: am liebsten mit sicheren Prognosen, wenn schon niemand Erfolgsgarantie gibt. Wenn ich schreibe, was ich an aktuellen Kongressen vermisse, dann wird auch klar, welchem Modell ich eher zuneige. Bis heute bin ich der Meinung, dass wir alle davon profitieren werden, wenn es uns gelingt, die noch nicht erschlossenen Quellen zu öffnen. 20% Spenderanteil in Deutschland kann doch nicht allen Ernstes das Ende der Fahnenstange sein. Um so einen Denkansatz zu verbreiten, könnte der Kongress ein Hoffnungsträger sein, er ist es aber, in meinen Augen, derzeit eher nicht.
Mein Fazit: Ich will einen großen, breit angelegten Fundraisingkongress. Am liebsten noch größer und breiter als jetzt. Ich bin ein Gegner des „Gesundschrumpfens“, weil der Kongress damit für mich an Attraktivität verlieren würde. Ich möchte, dass der Kongress so viel Bedeutung erlangt, dass er wirklich Impulse setzt für die Zukunft des Fundraising, wenigstens in Deutschland, und nicht nur den status quo markiert. Ein Teil der Bedeutung sind die Inhalte, ein anderer, wesentlicher, das kann man drehen und wenden, wie man mag, ist die Größe. Dafür brauchen wir nicht weniger, sondern mehr Teilnehmer, und um die zu erreichen, halte ich auch ein Nachdenken über neue Preismodelle für richtig und notwendig.
Danke@all!
@Reinhard Greulich „Mein Fazit: Ich will einen großen, breit angelegten Fundraisingkongress. Am liebsten noch größer und breiter als jetzt.“
Genau! Das wollen wir auch und wir können schon einmal „verraten“, dass bereits einige Ideen heiss diskutiert wurden. Auch wenn es nach außen vielleicht nicht so aussah, wir diskutieren bereits seit dem letzten Kongresstag und nicht erst seit Erhalt dieses Aufrufes 🙂
Dem „Danke“ kann ich mich nur anschließen.
Wir übergeben damit den Staffelstab von „Beat the Congress“ an SWOP und den Vorstand des Fundraisingverbandes.
Überraschen Sie uns mit Angeboten, denen wir nicht widerstehen können und mit einem Geschäftsmodell, dass die Mechanik in sich hat, die Teilnehmerzahl über die 1.000 zu bringen.
Wir sehen uns in Berlin.
Das Networking-Ticket wurde umgesetzt, was schon mal ein Anfang ist. Ich plädiere nun für ein „Workshop-Ticket“, da ich persönlich weder Gala-Abend, Yoga-Stunden noch eine Komplett-Verpflegung brauche.
Für mich und meine Kunden (kleinere Vereine und junge NGO’s) ist der Fundraising-Kongress bisher nicht interessant, vor allem wegen des Preises. Und es gibt viele andere attraktive und weitaus günstigere Alternativen wie die re:campaign, die co:funding, die social bars, das fundraising 2.0. camp etc. Auch bleibt die Frage bestehen, inweit ein vergleichsweise teurer Fundraising-Kongress ein vertrauenswürdiges Bild vom Fundraising, der „Kultur des Gebens“, vermitteln kann.