von Ehrenfried Conta Gromberg

Es gibt Dinge, die man lieber nicht wissen möchte. Eigentlich ist Fundraising einer der schönsten Berufe der Welt. Wer einmal Feuer gefangen hat, dem fallen an jeder Ecke Möglichkeiten auf, wie man ein Anliegen richtig in den Wind drehen kann. Fundraising ist FUNraising. Von Mensch zu Mensch. Oder auch von Technik zu Mensch. Oder über Bande. Wer hätte nicht Lust, jeden Tag neue Dinge zu erfinden, die Geld für die Gute Sache generieren?

 

Wenn es nur nicht diese Stolpersteine gäbe

Manches wird zur Anekdote: Da ist der Pastor, der einen Stadtmarathon läuft und auf sich wetten lassen möchte (als öffentlichkeitswirksame Spendenaktion) und dem daraufhin das Einschreiten des Landeskriminalamts wegen „ungesetzlicher Wetten auf einen Menschen“ angedroht wird. Eine Situation, die sich entschärfen ließ.
Andere Sachverhalte lassen sich aber nicht ohne weiteres aus der Welt schaffen. Das sind die Stolpersteine, die einem das Leben als Fundraiser versalzen.

Die Spendwerk Hitliste der ärgerlichsten
Fundraising-Stolpersteine

Wir haben uns einmal zusammengesetzt und die für uns ärgerlichsten Stolpersteine im Sozialmarketing aufgelistet. Was würden wir dafür geben, wenn es hier einfache und gute Regelungen gäbe! Fünf Punkte haben es auf unsere Hitliste geschafft. Wir sind gespannt, ob dies auch Ihre Schmerzpunkte sind. Falls nicht, möchten wir uns im vornherein entschuldigen Schmerzen auszulösen, die Sie noch gar nicht hatten.
Hitliste Fundraising Stolpersteine

Platz 1 – SEPA (vor allem im Online-Fundraising)
Platz 2 – Datenschutzbestimmungen (vor allem bei Profilbildungen in Datenbanken)
Platz 3 – Gegenleistungen im Social Media
Platz 4 – KSK Abgrenzungen im Fundraising
Platz 5 – Steuerarten in den vier verschiedenen Vermögenssphären

Platz 1 – SEPA kommt, aber was dann?

Über SEPA werden wir hier nicht viel schreiben. Dies tun andere schon. Nur ein kleiner Hinweis soll genügen: Alle wissen, dass SEPA kommt. Niemand weiß bis heute aber, was das Ganze online wirklich bedeutet. Die Frage, wie eine Online-Spende in Zukunft praktikabel abgewickelt wird, hängt in der Luft. Und glauben Sie uns: Wir haben Pontius und Pilatus gefragt. Der Verdacht der sich aufdrängt: Auch die Gesetzesgeber wissen es nicht … Etwas als Gesetz zu erlassen, bei dem es an wichtigen Stellen noch keine Umsetzungsmöglichkeiten gibt, finden wir hitverdächtig. Platz 1 auf unserer Liste.

Platz 2 – Datenschutzbestimmungen

Während SEPA ein neuer Stolperstein ist, so sind die diversen Datenschutz-Bestimmungen eine schon recht betagte Steinsammlung. Vom Bürger den Staatsgewalten abgerungen ging man aus Angst vor Volkszählungen und anderem so weit, dass die Vorschriften angesichts der Neuen Medien häufig aus den Fugen geraten.
In der Praxis heißt dies für jeden Fundraiser: Jonglieren auf einem Feld voller Stolpersteine. Oder wissen Sie, wie viele Unterschriften Sie von einem Spender brauchen, um was für Dinge in Ihrer Datenbank mit ihm machen zu dürfen? Können Sie uns zum Beispiel sagen, ob Adressdaten um Profilmerkmale angereichert werden dürfen, OHNE dass es dafür eine explizite Einwilligung des Spenders gibt? De Fakto macht jedes modernes CRM-System genau dies …
Wir warten noch auf den Herkules, der diesen Stall säubert. Weil wir es unfair finden, dass jeder im Fundraising mit Datenbanken arbeiten muss, es aber nicht wirklich praxistauglich geregelt ist: Platz 2 auf unserer Liste.

Platz 3 – Gegenleistungen im Social Media

Spätestens von diesen Stolpersteinen werden die meisten noch nichts gehört haben. Sie sind so hinterhältig, dass man vermuten könnte, Jörg Eisfeld-Reschke hat sie sich persönlich ausgedacht. Leider nicht. Aus seiner profunden Kenntnis der Social Media Welt sagt er: Vieles ist möglich. Leider ist bei weitem noch nicht in allen Fällen geklärt, ob eine NPO auch jede Straße unbehelligt laufen darf. Die von ihm gelisteten Stolpersteine landen deshalb auf Platz 3.

Platz 4 – KSK-Abgrenzungen

Platz 4 belegt unser interner „Favorit des Herzens“, ein nur zum Teil bekannter Stolperstein. Er ist dafür um so ärgerlicher, wenn eine Organisation über ihn stolpert, die sich bisher in vollkommener Unbedarftheit den Weg durch Kreativität und Öffentlichkeitsarbeit gebahnt hat. Jeder will kreativ sein, jeder will professionelles Fundraising Know How aufbauen. Aber warum zahlt man dafür als NPO eine Abgabe an die Künstlersozialkasse? Und noch vertrackter: Warum schlägt diese Regelung auch bei Menschen zu, die mitnichten Künstler sind? Wir versuchen in einem eigenen Artikel zumindest die Fragestellung schon einmal zu schärfen.

Platz 5 – Steuerarten und Querfinanzierungen

Auf Platz 5 haben wir einige Klassiker der Finanzämter gewählt. Diese Stolpersteine sind altbekannt und in Deutschland in vielen Fällen zum Teil sehr randscharf bestimmt. Und trotzdem stolpern immer wieder gerade junge Organisationen und unerfahrene Fundraiser über diese Felsbrocken. Bettina Tria führt aus, was Sie im Controlling auf jeden Fall vor Augen haben sollten.

Bitte ergänzen

Uns würde interessieren, ob unsere Hitliste der „beliebtesten“ Stolpersteine Ihrer Liste  entspricht. Haben wir einen Stein übersehen? Haben Sie selbst schon Erfahrung mit einem dieser felsigen Hindernisse?
Wir würden uns über Ergänzungen der Hitliste freuen und hoffen, allen FundraiserInnen nicht die gute Laune durch diesen Newsletter zu verderben. Bleiben Sie dran. Schauen Sie auf zu den Sternen, achten Sie aber immer auf Ihre Füße …