Argumentation für Provisionen
von Robert Buchhaus
Provisionen sind nicht das wirkliche Problem
Die Diskussion rund um Provisionen als zulässiges oder unethisches Vergütungsmodell, wird völlig falsch geführt. Nicht Provision an sich ist ein Problem, sondern ungerechtfertigte oder überhöhte Bezahlung.
Wenn es ein System gibt, wo wir zu einer akzeptablen Kosten-Ertragsrelation Spenden erwirtschaften können um den Vereinszweck zu erfüllen – warum sollte der Spender was dagegen haben? Provision bedeutet: Das Kosten / Ertragsverhältnis von Anfang an fest zu machen. Was soll daran schlimm sein?
Die Unicef Krise hatte damit zu tun, dass nicht offen mit der Wahrheit umgegangen wurde. Die Spender waren nicht ausreichend darüber aufgeklärt, dass Provisionen flossen. Wir sollten Konsequenzen daraus ziehen. Wir stellen pauschal den Buhmann „Provision“ an den Pranger – um von der generell dahinter liegenden, viel bedeutsameren Diskussion um Transparenz hinsichtlich Kosten im Fundraising abzulenken.
Ist das unsere Schlussfolgerung?
„Was wir aufwenden, ist nicht wichtig – sondern wie! Wir zahlen keine Provisionen – ergo sind wir ethisch OK“ – Ist das die Botschaft?
Recht verlogen!
Gegenbeispiele
a) Australien. Von mir selbst erlebt: Ein Mitglieder werbender Fundraiser auf der Straße (sinngemäss) gegenüber dem Spender: „und das Beste an allem ist, ich erhalte als Bezahlung ausschliesslich Provision – d.h. wenn ich keine Erträge einbringe, entstehen dem Verein keine Kosten! – gut, nicht wahr?“
b) Als ehemaliger Haustürwerber habe ich mindestens 5.000 Menschen in Deutschland erklärt, dass ich Provision erhalte (ca. 5-7% vom Gesamtertrag) – keiner hatte ein Problem. Ich denke, sie hätten aber nicht verstanden, wenn ich 10.000.- Mark verdient hätte, egal ob was reinkommt.
Ist der Spender so unmündig?
Die These, dass dem Spender Provisionen unethische erscheinen und nicht zu vermitteln ist – unterstellt einen recht einfältigen, vor allem aber unmündigen Spender, für den wir entscheiden, welche mundgerechten Happen er begreifen kann und hören will. Drum schwindeln wir ein wenig bei den Fundraisingkosten. Natürlich nur um ihn vor der düsteren Wahrheit zu beschützen – Fundraising kostet Geld! Und um seine Motivation zu spenden dadurch nicht zu zerstören, wovon wir offensichtlich ausgehen.
D.h. wir glauben, die Leute würden uns kein Geld spenden, wenn sie die Wahrheit über Fundraisingkosten wüssten! Häääh???
Bei erfolgreichen Menschen in fast allen beruflichen Bereichen ist es akzeptiert, dass sie für gute Leistung gut, für bessere besser und für Spitzenleistungen sogar spitzenmässig entlohnt werden – da sollten im Fundraising weder wir noch der Spender ein Problem damit haben.
Robert Buchhaus ist Geschäftsführer von Face2Face Fundraising
Face2Face Fundraising