oder der Monat der Millionenbilder

von Ehrenfried Conta Gromberg
Vielleicht haben Sie es mitbekommen: Christies in New York hat in diesem Mai einen neuen Rekord bei einer Kunstauktion aufgestellt.
Am 15.05.2013 schaffte es Christies, insgesamt 66 Exponate für die unglaubliche Summe von 495 Millionen Dollar (388 Millionen Euro) in einer einzigen Auktion zu versteigern! An der Spitze erlöste ein Jackson Pollock 58,4 Millionen Dollar, dicht gefolgt von einem Roy Lichtenstein, der 56 Millionen Euro einbrachte. 23 der Lose erzielten einen Preis von über 5 Millionen Dollar! Auch andere Auktionshäuser nennen ungewöhnlich hohe Erträge bei Kunstauktionen.

Was sagt uns das für das Fundraising?

Da wir uns seit 1999 intensiv mit Charity-Auktionen beschäftigen, beobachten wir auch die Kunst-Auktions-Szene. Kunstwerke bringen zurzeit sehr viel Geld ein. Die derzeit auffallend hohen Erlöse bei Kunstauktionen zeigen zwei Trends:

Trend 1 = Geheimtipp Kulturgold

Es gibt zurzeit zu viel Geld, das nach Anlagemöglichkeiten sucht. Die Parole „Flucht in die Sachwerte“ hat z.B. im Bereich der Immobilien in Deutschland zu Höchstpreisen in vielen Städten geführt. Hier sind nicht mehr einfach gute Anlageobjekte zu finden. Wo finden vermögende Menschen noch gute Sachanlagen? Als Geheimtipp gilt hier „Kulturgold“. Dabei sind vor allem etablierte Künstler gefragt, also narrensichere Anlagen. Dies ist ein Grund, warum bei bekannten Namen wie Roy Lichtenstein international zum Teil astronomisch hohe Summen aufgerufen werden. Angenommen Sie hätten ein bedeutendes Kunstwerk, würde es mit hoher Wahrscheinlichkeit hohe Erlöse erbringen.

Trend 2 = Ausländische Neureiche zeigen Status

Ein zweiter Grund sind neue Bietergruppen, die gerne ihren neu erworbenen Status dadurch zeigen, indem sie Dinge kaufen, die „unkäuflich“ sind. Alte und neuere Meister gehören dazu. Diese neuen Käufergruppen kommen aus Ländern wie Russland, China, HongKong, (Süd-)Korea, Indonesien, Malaysia. Sie bieten mit und treiben den Preis weiter hoch. Damit ist der Blickwinkel alleine auf Deutschland oder die USA auch im Großspenderfundraising vorbei.

Folgerungen für Ihre Großspenderstrategie

Aus dem Geschehen in den großen Auktionshäusern leiten wir einige Aspekte ab, die für Ihre Großspenderstrategie interessant sein können:

Tipp 1 – Bekannte Kunstwerke sind Großspendermagneten

Kunstwerke stehen zur Zeit hoch im Kurs. Von daher sind solche Werke für Sie als soziale Organisation für Ihr Großspender-Fundraising wie reines Gold. Es stellt sich mehr denn je die Frage, wie Sie an echte Kunstwerke herankommen.
• Halten Sie Kontakt zu Kunstsammlern
• Halten Sie Kontakt zu Galeristen
• Halten Sie Kontakt zu Auktionshäusern
• Wer überträgt Ihnen solche Werke?
Diese Werke in den Auktionsfluss zu bekommen, ist dann ein zweiter Schritt, aber nicht mehr so schwer. Viele etablierte Auktionshäuser gehen gerne in Kooperation, wenn die Werke oder der Anlass außergewöhnlich sind. Christies versteigerte so für Leonardo di Caprios Umweltstiftung jetzt im Mai 33 Werke heutiger Künstler für insgesamt 35 Millionen Dollar in der „The 11 Hour Auction“. Dafür ging Christies auf einen Ausgabeaufschlag von 5 % herunter (normalerweise liegt dieser bis zu 25 %).
http://www.christies.com/sales/eleventh-hour-new-york-may-2013/

Tipp 2 – Kunststandortliste für Ihr Großspendenfundraising

Vermerken Sie in Ihrer Großspender-Recherche (Prospect Research) nicht nur Personen mit hohem Vermögen. Wenn Sie von Standorten besonders wertvoller Kunstwerke erfahren, vermerken Sie diese in einer Kunststandortliste.
Angenommen, Sie bekommen mit, dass ein Andy Warhol oder ein Rembrandt bei Ihnen in der Region im Privatbesitz ist: Notieren Sie sich dies. Achten Sie dabei auch auf Künstler aus der zweiten oder dritten Reihe. Oder regionale Größen. Das ermöglicht Ihnen, später gezielt auf solche Dinge anzufragen. Auch komplette Künstlernachlässe sind dann interessant, wenn sie auktioniert werden können und nicht mit der Auflage verbunden sind, diese als Gesamtwerk zu halten.

Tipp 3 – Fundraising bei internationalen Großspendern

Wenn Kunstwerte auf vermögende Menschen in den aufstrebenden Ländern eine hohe Anziehungskraft haben, ist die Frage, wie Sie Kulturschätze im Ausland als Großspendermagnet einsetzen können.
• Haben Sie Brücken in die asiatischen Handelsmetropolen?
• Haben Sie Kulturgüter, die dort angesagt sind?
• Wer kann Ihnen Kontakte in die neue Schicht der Vermögenden eröffnen?
Vielleicht gibt es bei Ihnen Güter, die Ihnen Menschen gezielt anvertrauen, um mit diesen einmal international nach neuen Finanzkontakten zu angeln. Hamburg ist zum Beispiel eine „China-Stadt“ und mehr als ein Kaufmann fliegt regelmäßig in den Osten.

Tipp 4 – Über Kunst neue Kontakte aufbauen

Wenn Sie in der glücklichen Lage sind, ein wirklich hochwertiges Kunstgut unter den Hammer bringen zu können, nutzen Sie dies auf jeden Fall, um die Auktion zu einem Fundraising-Event zu erweitern.
• Suchen Sie Kooperationen
• Lassen Sie weitere wertvolle Exponate von anderen „zufüttern“
• Laden Sie neue potenzielle Großspender zu dem Event ein
• Schaffen Sie ein Netzwerktreffen im Event
• Ermöglichen Sie neben der Kernauktion Einblicke in Ihre Arbeit
Bei sehr hochwertigen Kunstwerken werden Sie die Expertise eines Galeristen oder Auktionshauses brauchen. Aber Sie können über den Ort verhandeln, wo die Auktion stattfindet. Zum Beispiel im Rathaus Ihrer Stadt. So verdoppeln Sie die Wirkung und schaffen neue Kontaktflächen.

Fazit

Die Zeit bei Kunstwerken steht besser als je zuvor. Werden Sie sensibel gegenüber Gütern, die für vermögende Menschen wertvoll sind.
• listen Sie Kunstschätze, wenn Sie darüber Wissen bekommen
• „artraisen“ Sie. Denken Sie nicht nur an Geld
• nutzen Sie Kulturgold als Fundraisingmagneten
http://www.christies.com/
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